Die Falter und die Flamme

Die Konferenz der Vögel

Attar Nishabouri

In der Nacht die Falter gemeinsam und dicht
Suchten die Wahrheit über der Kerze Licht

Sie sprachen: wie brauchen einen der sich verpflichtet
Hingeht und uns vom Gesuchten berichtet

Einer flog und im fernen Schloss erblickte
Eine Kerze, die ihr Licht hell hinausschickte

Wich zurück und in sein Heft er schrieb
Mit den Worten des Verstandes alles beschrieb

Der Weise unter den Faltern bestritt's
Und sagte: "Von der Kerze weiß er nichts!"

Ein anderer ging mutiger näher heran
Um sich ins Licht zu werfen sodann

Die Flügel schlugen im gesuchten Licht
Doch die Kerze besiegen konnte er nicht

Zurück er allen vom Geheimnis erzählte
Für das Ereignis viele Worte wählte

Wieder sprach der Weise: "Dies sind nicht die Zeichen!
Für die Wahrheit der Kerze sie nicht ausreichen!"

Ein andrer flog los, völlig trunken
Fasziniert, in der Flamme versunken

Griff danach, verlor sich im Feuer
Angezogen, verwirrt, ohne eignes Steuer

Das Feuer ihn von Kopf bis Fuß umfasste
Sein ganzes Sein das Glühen erfasste

Der Weise, als er ihn von ferne sah,
eins mit der Kerze, aufgelöst im Licht sowahr

Sprach: "Gefunden hat er wonach wir suchen und weiß es!
Was wissen wir schon? Genau das ist es!"

Wer nichts mehr weiß und nicht mehr ist
Inmitten des Wissens vollendet er ist

Solange Körper und Seele du gedenkst
Den wahren Geliebten niemals erkennst

Doch bleibt auch das kleinste Haar übrig von dir
Hinterlässt's im Blut deiner Seele eine Spur

Das niedere Selbst hier keinen Platz bemisst
Begrenztes Sein hier nicht zu finden ist